Tag der Befreiung, 8. 5. 2012

Wir feiern am 8. Mai die Befreiung vom nationalsozialistischen
Verbrechensregime!

1945 haben die alliierten Armeen die Konzentrations- und Vernichtungslager befreit, die nationalsozialistische Machtherrschaft zerschlagen und damit die Gründung der freien, demokratischen Republik Österreich ermöglicht.

Wir stellen uns gegen das Wehrmachts- und SS-Gedenken am Wiener
Heldenplatz!

Am 8. Mai findet jährlich eine Kranzniederlegung deutschnationaler Burschenschaften statt, bei der
die „Helden“ der Wehrmacht geehrt und die Niederlage des NS-Regimes bedauert werden. Die
Gestaltung des „österreichischen Heldendenkmals“ leistet diesem Geschichtsbild Vorschub: Die
ausgestellten Gedenkbücher mit den Namen der Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs beinhalten auch
die österreichischen Wehrmachtssoldaten und Angehörige der SS. Im Zentrum befindet sich die
Skulptur des unbekannten Soldaten von Bildhauer Wilhelm Frass – im „Völkischen Beobachter“
(25./26.12.1938) rühmt sich Frass, ein illegaler Nationalsozialist, im Sockel des Denkmals eine Kapsel
mit NS-Parolen verborgen zu haben.

Dieses „Heldendenkmal“ ist unvereinbar mit den Prinzipien eines auf den
Menschenrechten aufbauenden, demokratischen Österreich!

An diesem „Heldendenkmal“ und vielen anderen Kriegerdenkmäler gedenkt am 26. Oktober das offizielle Österreich unterschiedslos aller gefallenen und ums Leben gekommenen Soldaten – des 1. Weltkriegs, des Bundesheeres der 1. Republik, der nationalsozialistischen Wehrmacht (inklusive der SS-
Schergen), aber auch des Bundesheeres der 2. Republik.
Diese Mischung verträgt sich nicht! Sie ist für einen Staat, der seine Begründung der Befreiung vom NS-Regime verdankt, inakzeptabel!
Jedes/jeder Toten zu gedenken, ist eine Selbstverständlichkeit – bei den gefallenen Wehrmachtssoldaten sollte dies aber eine private Angelegenheit sein. Zu wenige hatten den Mut sich zu verweigern
oder zu desertieren. Manche zogen aus Begeisterung in den Krieg, andere gezwungen, aber für Österreich tat es keiner. In Narvik, Kreta, Stalingrad und anderswo haben sie nicht die Heimat verteidigt,
sondern einen verbrecherischen Angriffs- und Eroberungskrieg geführt. Jeder Tag ihrer so genannten
„Pflichterfüllung“ im NS-System hat den verbrecherischen Krieg und damit das Leid der politisch, rassistisch und sexistisch Verfolgten, der Menschen in den eroberten Gebieten, der Kriegsgefangenen
und letztendlich der Bevölkerung in Österreich und der Soldaten selbst verlängert.

Am 8. Mai gedenken wir der Opfer des nationalsozialistischen
Verbrechensregime!

Wir gedenken der Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.
Wir gedenken der Menschen, die den Kampf gegen das NS-Regime mit ihrem Leben bezahlt haben –
WiderstandskämpferInnen, Wehrdienstverweigerern und ihren UnterstützerInnen, PartisanInnen und
Deserteure.
Wir gedenken der Soldaten der alliierten Armeen, die für die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus ihr Leben gelassen haben.
Der 8. Mai darf kein Tag sein, an dem die Zerschlagung des NS-Staates bedauert und der Wehrmacht
gedacht wird. Wir gedenken nicht der TäterInnen, auch wenn wir uns mit ihren Taten und ihrer Ideologie weiter auseinandersetzen, und sie niemals vergessen dürfen!

Am 8. Mai feiern wir den Sieg über den Nationalsozialismus und fordern:

  • Der Heldenplatz soll ein Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sein!
  • Am Heldenplatz sollen jene Menschen gewürdigt werden, die sich dem nationalsozialistischen Verbrechensregime verweigert oder Widerstand geleistet haben!
  • Am Heldenplatz soll der Befreiung durch die Alliierten und ihres wichtigen Beitrags zu Freiheit und
    Demokratie gedacht werden!

    Diese Menschen verdienen endlich ein ehrendes Gedenken am
    Heldenplatz!